Kaum eine Insel hat sich in das kollektive Reisegedächtnis der Deutschen so eingebrannt wie die Baleareninsel Mallorca. Nur Italien und die heimische Ost- und Nordseeküste sind bei deutschen Touristen noch beliebter (Stand 2024). Mallorca ist ein Ort der Ruhe, der Entspannung, aber auch der Ekstase, der Realitätsflucht und des ungezügelten Verlangens nach Luxus, Sommer, Sonne, Strand und Meer. Hinzu kommt die unverwechselbare spanische Kultur mit ihren kulinarischen Besonderheiten wie der scharfen Chorizo und die entspannte Lebenseinstellung der Mallorquiner. Nicht ohne Grund zieht es viele Deutsche immer wieder dort hin und auch der internationale Flugverkehr nimmt zu. Direktflüge aus den USA sind Normalität und die Touristen strömen aus aller Welt auf die kleine, ca. 3.600 Quadratkilometer große Insel, die zusammen mit Menorca, Ibiza, Cabrera und Formentera zur spanischen Inselgruppe der Balearen gehört.

Dass Mallorca mehr zu bieten hat als den Ballermann mit billigem Bier, eimerweise Sangria und ausschweifenden Partys ist hinlänglich bekannt und von der Inselregierung auch als zukunftsorientiertes Leitbild des Tourismus ausgegeben. Für mich ist es deshalb interessant die Nordostspitze Mallorcas um die Orte Alcúdia und Can Picafort zu erkunden, da es mein erster Urlaub auf der Insel ist. Hier ist man weit weg von Partys und kann die Insel von einer ganz anderen, natürlichen und sehr interessanten Seite erleben. Leider konnten wir zeitbedingt nur ein paar Highlights besuchen und zu allem Unglück ist auch noch unser Teleobjektiv kaputt gegangen, weshalb wir leider kaum verwertbare Vogelaufnahmen machen konnten. Wir müssen also unbedingt wiederkommen!
Can Picafort- vom Fischerdorf zum Touristentraum
Nach einem entspannten Flug kommen wir auf Mallorca an. Die Temperaturen sind angenehm, aber nicht heiß so kurz vor Ostern. Wir hoffen, dass sich das Wetter noch etwas verbessert, um ein paar schöne Tage am Strand zu haben. Per Reisebus geht es in den Nordosten Mallorcas nach Can Picafort. Hier beziehen wir ein schönes, kleines Zimmer in einem Boutique-Hotel. Das Essen ist lecker, das Personal sehr freundlich und wir fühlen uns sofort wohl. Hier können wir es eine Zeit lang aushalten!




Can Picafort liegt im Nordosten von Mallorca in der Bucht von Alcúdia und ist bei Touristen beliebt für seine Strände, wie die Playa de Muro oder Playa de Son Bauló, und seine Promenade, an der sich Restaurant, Supermärkte und Cafés wie an einer Perlenkette aufreihen. Das frühere Fischerdorf ist heute bei Touristen bekannt, die es ein wenig ruhiger auf der beliebten Insel haben wollen. Da es etwas außerhalb der Saison ist, sind nicht zu viele Menschen hier und da die Sonne noch nicht so stark ist und auch ein mäßiger Wind weht, sind die Strände auch nicht zu voll. In den nächsten Tagen wollen wir einfach mal entspannen und die nähere Umgebung erkunden, denn im Reiseführer haben wir gelesen, dass besondere Sehenswürdigkeiten die Nekropole von Son Real, das Naturschutzgebiet Parc Natural de s’Albufera de Mallorca und die schon genannte Promenade sind. Wir sind gespannt und genießen das mallorquinische Essen und den süffigen Sangria.




Parc natural de s’Albufera de Mallorca – ein Stück Ruhe
Unser erstes Ziel ist der nördlich des Küstenortes Can Picafort und südlich von Alcúdia gelegene Parc natural de s´Albufera de Mallorca. Bevor wir aber ins Naturschutzgebiet gelangen, laufen wir durch die Dünen und strandbegleitenden Pinienwälder. Das Wetter ist besser geworden und so freuen wir uns auch ein wenig, wenn wir auch mal unter einem Baum im Schatten stehen.





Das Feuchtgebiet ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß gut erreichbar. Entstanden ist es vor ca. 100.000 Jahren. Sein Ursprung steckt schon in seinem Namen, da sich s´Albufera vom arabischen Wort „albuhayara“ ableitet, was Lagune bedeutet. Die ehemalige Meeresbucht trennte sich vor ca. 18.000 Jahren durch Sandablagerungen allmählich ab. Durch natürliche Prozesse entstanden die heute so typischen Lagunen, Kanäle und das Marschland. Seit dem 19. Jahrhundert versuchten dann unter anderem britische Ingenieure die das Gebiet trockenzulegen. Seit 1988 ist das 16,50 Quadratkilometer große Naturgebiet unter Schutz gestellt. Es gilt als besondere Vogelschutzzone und ist das größte und bedeutendste Feuchtgebiet der Balearen. Mit etwas Glück und Ausdauer kann man hier beeindruckende Vogelbeobachtungen machen, da hier über 200 Vogelarten wie Reiher, Flamingos und verschiedene Greifvögel wie Fischadler vorkommen sollen. Leider fällt uns hier auf, dass unser ständiger Begleiter, unser Teleobjektiv, wohl einen Schlag abbekommen hat und nicht einsatzbereit ist.















Ein Tipp von uns: man sollte auf jeden Fall ein Fernglas und genug Verpflegung dabei haben, da es ein weitläufiges Naturschutzgebiet ist und kein Kiosk um die Ecke ist. Die Ruhe und Abgeschiedenheit sind beeindruckend, da wir vom hektischen Treiben der Touristenhochburgen nichts mitbekommt. Auf abgelegenen Wegen laufen wir entlang hoher Schilfbestände und Versorgungskanälen durch das Schutzgebiet. An anderen Stellen befinden sich Pinienwälder und in strandnähe Dünenvegetation, über die Infotafeln informieren. Besonders schön sind die Aussichtstürme, welche einen weiten Blick über die Seen bis zum Serra de Tramuntana Gebirge im Westen und Nordwesten bieten.

Nekropole von Son Real – Archäologie auf Mallorca
In der entgegengesetzten Richtung wie das Naturschutzgebiet de s’Albufera de Mallorca liegt östlich von Can Picafort, an der Bucht von Alcúdia, in fußläufiger Entfernung, auf der Landzunge Punta des Fenicis, die Nekropole Son Real. Sie ist Teil einer Reihe archäologischer Stätten auf Mallorca und gibt Einblicke in die komplexen prähistorischen Bestattungsrituale der frühen mallorquinischen Gesellschaften.

Die Nekropole besteht aus einem etwa 800 Quadratmeter großen Gräberfeld, welches aus dem 7.-4. Jahrhundert v. Chr. stammt und bis in die römische Zeit genutzt wurde. In 109 Gräbern, die in schiffs- oder hufeisenform oder runden und quadratischen Türmen angelegt wurden, lagen über 300 Skelette in Fötusstellung. Weitere Funde waren Waffen, Schmuck und Alltagsgegenstände, die sich heute teilweise im Monografischen Museum von Pol·lèntia in Alcúdia befinden.

Für uns ist es nicht nur ein toller Einblick in vergangene Zeiten, sondern auch ein sehr schöner Tagesausflug, entlang der Promenade und in die spärliche Vegetation des Dünengürtels hinein.







Porto Cristo und die Cuevas dels Hams – ein Tagesausflug
Langsam neigt sich unsere Zeit auf dieser Trauminsel dem Ende zu, aber bevor es wieder ins kalte und graue Deutschland zurück geht, machen wir noch einen kurzen Ausflug. Wir fahren mit einer kleinen Gruppe an die Ostküste Mallorcas, nach Porto Cristo. Hier wollen wir die bekannten Cuevas dels Hams, oder Angelhakenhöhlen besuchen.


Porto Cristo ist ein kleiner Küstenort an der Ostküste Mallorcas mit einem malerischen Naturhafen, in dem zahlreiche Fischerboote und Yachten von zum Beispiel namenhaften Tennisstars liegen. Der Ort ist ein beliebtes Reiseziel wegen mehrerer bedeutender Höhlen, einem kleinen Sandstrand und der ruhigen typisch mallorquinischen Atmosphäre. Die Menschen sind wie immer freundlich und zuvorkommend.




Die relativ stark besuchten Höhlen Cuevas dels Hams, oder Angelhakenhöhlen wurden 1905 durch Pedro Caldentey entdeckt. Sie ist bekannt für ihre namensgebenden hakenförmigen Stalagmiten und Stalagtiten. Das Wort „Hams“ bedeutet nämlich auf Mallorquinisch „Angelhaken“. Regelmäßig werden Führungen durchgeführt, sodass man verschiedene Höhlenabschnitte besuchen kann. Ein Highlight ist der unterirdische See, auf dem regelmäßig eine Multimedia-Show mit Musik und hellen Scheinwerfern vorgeführt wird. Viele Besucher sind von der Show total beeindruckt. Ich finde die natürliche und ruhige Schönheit der Höhle aber viel imposanter als die Musik und die Effekte.
Adiós – bis hoffentlich bald
Als Abschluss dieses schönen und erholsamen Urlaubs gehen wir in das im Yachthafen gelegene Fischrestaurant essen. Der lokale Roséwein und die Fisch-Paella sind sehr lecker und regen mich zum Nachmachen an. Aber irgendwie schmeckt es meistens nicht so gut wie im Urlaub. Da fehlt dann vermutlich am Essen die Prise Erholung und der Duft von Meerluft in der Nase.


Leider hört mein Reisebericht jetzt schon auf, dabei hat mich die Trauminsel vieler Deutscher auch in ihren Bann gezogen, sodass wir schweren Herzens wieder abreisen. Die Zeit war viel zu kurz und viel zu schnell herum, doch ein Wiedersehen wird es sicherlich geben.
