Dass Kirchen, Schlösser, Parks und gutes Essen irgendwie miteinander verbunden sein können, kann ich mir noch vorstellen – aber ein Werwolf? So ein Quatsch, denken wir uns, aber im rheinländischen Bedburg ist es möglich. Hier wütete nämlich der letzte Werwolf Deutschlands und das war genau 432 Jahre vor unserem Besuch. Ein wenig mulmig wird uns bei der Vorstellung schon, wir lassen uns aber von unserem Plan nicht abbringen, hier ein paar schöne Tage zu verbringen.

(KI generiertes Bild, erstellt von canva.com)
Die Lage Bedburgs ist für Tagesausflüge attraktiv, da es zentral zwischen den Städten Köln, Düsseldorf, Mönchengladbach und Aachen liegt. Ein perfekter Ort für einen Kurzurlaub über Halloween denken wir uns und buchen im Hotel Bedburger Mühle ein schönes Doppelzimmer mit Blick auf die Erft und reservieren uns einen Tisch im dazugehörigen Restaurant Bella Vista. Die Weinauswahl und Küche wurde uns empfohlen und wir können es nur bestätigen. Es bleiben kulinarisch keine Wünsche offen und der sehr professionelle und zuvorkommende Service erfüllt einem jeden Wunsch. Wir sind restlos begeistert und haben eine wunderbare Zeit!





Das Hotel Bedburger Mühle liegt direkt in der Innenstadt, gegenüber des Schlosses Bedburg und ermöglicht so erholsame Spaziergänge entlang der rauschenden Erft, durch den Schlosspark und das Stadtzentrum von Bedburg mit dem Marktplatz und der St. Lambertus Kirche. Bei unserer Ankunft sind wir noch ziemlich ahnungslos und lassen uns von dem sehr kompetenten und zuvorkommenden Hotelier gerne ein paar Ausflugstipps geben. Wir hören, dass es in der Nähe ein paar empfehlenswerte Schlösser wie das Schloss Paffendorf mit seinem botanischen Garten und das Schloss Dyck mit einem beeindruckenden Schlosspark sowie das Nikolauskloster und natürlich den bekannten Werwolfwanderweg gibt. Ein Geheimtipp ist im Winter der Weihnachtsmarkt um das Schloss Dyck. Er kostet zwar Eintritt, hat aber eine tolle Auswahl an Buden und die Atmosphäre finden wir einfach klasse. Falls das Wetter zu schlecht wird und wir auch keine Lust auf große Wanderungen und Erkundungen haben, gibt es auch noch das Monte Mare, sodass wir vorsichtshalber unsere Saunaklamotten einpacken. Man weiß ja nie…




Schloss Paffendorf mit seinem Botanischen Garten





Schloss Dyck, hier werden neben der beeindruckenden Gartenanlage auch Nutzpflanzen angebaut



Wir haben aber Glück, werden vom Regen größtenteils verschont und können unseren Halloween-Spaziergang in aller Ruhe durchführen. Wie der Name schon sagt, thematisiert der Werwolfwanderweg an sieben Stationen mit gut leserlichen Tafeln das Leben und überaus brutale Sterben von Peter Stubbe, dem vermeintlichen Werwolf von Bedburg. Peter Stump oder Stubbe, wie ihn die Anwohner nannten, war ein Hirte aus dem nahe Bedburg gelegenen Dorf Epprath. Er wurde 1525 geboren und nachdem er unter Folter, wie es damals in diesen Fällen üblich war, die grausamen Morde und Schändungen an Kindern und Frauen gestanden hatte, am 31. Oktober 1589 durch Rädern, Köpfen und Verbrennen hingerichtet. Man wollte wohl sicher gehen, dass er keine Rache nehmen kann. Der Kriminalfall ist etwas besonders, da es keine Aufzeichnungen des Gerichtsprozesses oder Zeugenaussagen gibt und sich die Darstellungen der Gegebenheiten nur auf Flugschriften und Flugblätter beziehen, die ein überregionales Interesse auslösten und bis nach England und Dänemark verbreitet wurden.

Die Wanderung ist in zwei räumlich und thematisch getrennte Abschnitte aufgeteilt, die wir sehr gut auch separat als kleine Spaziergänge machen können. Der erste ca. 5 Kilometer lange Teil der Strecke um den Kaster See behandelt das Unwesen des Werwolfs. Ausgangspunkt der Wanderung ist das Agatha-Tor in Alt-Kaster und schon der Start der Wanderung in ist ein besonderes Erlebnis. Die Anreise ist absolut problemlos, da wir unser Auto direkt vor dem Agatha-Tor stehen lassen kann. Ab hierlassen wir die Moderne hinter uns und haben das Gefühl, dass wir mit dem Durchschreiten des vierkantigen Turmbaus, der im Kern aus dem 14. Jahrhundert stammt, ins Mittelalter eintauchen. Wir schlendern durch enge Gassen, entlang an Gebäuden mit typisch mittelalterlicher Architektur und Mauerresten der alten Stadtmauer. Eine beeindruckende Zeitreise!








Nebenbei erfahren wir noch auf der Kasterer Höhe einige Informationen über die typische Rhein-Erft-Landschaft, die zum Rheinischen Braunkohlerevier gehört und so einem ständigen Wandel unterzogen ist. Gestern waren noch grüne Wälder und Siedlungen zu sehen, morgen sieht man nur noch ein gähnend leeres Loch und man erinnert sich mit Infotafeln und Fotos an die damalige Schönheit der Landschaft und hier den Ort Darshoven, der vom Tagebau verdrängt wurde. Bei einem solchen Anblick werden wir nachdenklich.

Danach geht es weiter rund um den Kasterer See, einem idyllischen Gewässer, das durch die Rekultivierung des Tagebaus entstanden ist. Die Wege sind gut gepflegt und zahlreiche Sitzbänke laden zum Ausruhen ein. Die vier ersten Tafeln beschreiben die Gräueltaten und das Unwesen des Werwolfs von Epprath, die Lebensumstände von Peter Stubbe, die Jagd auf ihn und letztendlich seine Verhaftung. Der zweite Teil der Wanderung ist auch ca. 5 Kilometer lang und thematisiert das Gerichtsverfahren von Peter Stubbe, seine Folterung, das Urteil und letztendlich sein Ende. Dieser zweite Teil der Wanderung startet am Schloss Bedburg und führt einen entlang der Sehenswürdigkeiten in Bedburg, wie dem Schloss Bedburg. Es ist ein beeindruckendes Wasserschloss und Kulturdenkmal der Region.



Thematisch und landschaftlich sind wir sehr angetan von unserer Halloween-Wanderung, denn die Strecke ist gut ausgeschildert und geht sehr detailliert auf die zugrunde liegende Geschichte und Landschaft ein. Wir kommen immer wieder gerne nach Bedburg und ins Hotel Bedburger Mühle, denn man kann dort auch sehr gut besondere Momente erleben und genießen, wie beispielsweise eine Hochzeit. Wir würden es immer wieder dort machen!


Quellen:
- Frieder Hepp: Religion und Herrschaft in der Kurpfalz um 1600. Aus der Sicht des Heidelberger
Kirchenrates Dr. Marcus zum Lamm (1544-1606). Heidelberg: Brigitte Guderjahn 1993. Abb. 76 ↩︎
Allgemeine Tipps und Nachschlagewerk
- Die neue Rad- und Wanderkarte für Bedburg, u.a. auch mit dem „Werwolf-Wanderweg“, Bedburg – Einfach Wanderbar!
- Infos über den Werwolfwanderweg: https://de.wikipedia.org/wiki/
- Werwolf-Wanderweg_Bedburg_(Erft)
- „Weil er geführt ein Wolff leben“ – Hintergründe, Rezeption und Deutungen des Werwolfprozesses gegen Peter Stump im späten 16. Jahrhundert, Lena Maria Kaiser, https://duepublico2.uni-due.de/receive/duepublico_
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